Predigt Einführungsgottesdienst Sabine Mahl

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.

 

Hören wir den Predigttext aus dem 1.Petrusbrief im 1.Kapitel. Er schließt an unsere heutige Lesung an.

 

13 Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi. 14 Als gehorsame Kinder gebt euch nicht den Begierden hin, in denen ihr früher in eurer Unwissenheit lebtet; 15 sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 16 Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.« 17 Und da ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden richtet nach seinem Werk, so führt euer Leben in Gottesfurcht, solange ihr hier in der Fremde weilt; 18 denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, 19 sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 20 Er ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt war, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen, 21 die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, sodass ihr Glauben und Hoffnung zu Gott habt.

Liebe Gemeinde,

da stehe ich nun und halte meine Einführungspredigt Ich wollte ihnen schon eine schöne ansprechende Predigt liefern.,

Ich dachte, so eine Predigt zur Einführung sollte witzig sein, nicht zu oberflächlich, also theologisch korrekt, jeden ansprechen, die richtige Länge haben, am Leben dran, und doch nicht zu persönlich sein.

Aber ich sag’s ihnen, wer sich so unter Druck etwas vornimmt, schreibt kein Wort mehr.

Und dann kam noch den Text dazu. Und der ist heute auch nicht so ganz einfach.

Immer wenn ich den Text gelesen habe, habe ich spätestens nach der Hälfte gedacht, hä was steht da?  Bei Worten wie gehorsame Kinder oder und Sätzen, dass wir nach unseren Werken gerichtet werden, da hat sich sofort wiederstand geregt.

Ich lasse mir nicht gerne vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Weder von Petrus, noch von anderen Christen, ja und manchmal auch nicht von Gott.

Ich weiß nicht wie oft ich den Text gelesen habe.

Je öfter ich den Text gelesen habe, umso wichtiger wurde der erste Vers, umso mehr hat er aufgeleuchtet.

Ich lese ihn ihnen nochmal vor.

Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.

 drei Aspekte unseres Glaubens möchte ich mit ihnen beleuchten.:

  1. Umgürtet eure Lenden,
  2. seid nüchtern  und stärkt den Verstand und
  3. setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade.

 

Doch zunächst an wen ist denn dieser Brief gerichtet. Er ist nicht an eine spezielle Gemeinde gerichtet, sondern an die viele junge Gemeinden in Kleinasien, die mit ihrem Glauben an Jesus Christus es gerade nicht leicht hatten. Sie wurden zwar nicht verfolgt, aber sie wurden angefeindet, gelten als anders, fremd mussten sich in einer nichtchristlichen Umgebung zurechtfinden und mit Hohn und Feindseligkeit rechnen.

Das Ziel des 1.Petrusbrief war ermutigen, am Anfang das Wesentliche unseres Glaubens benennen und die Menschen einnorden, sie auf Spur bringen und halten.

Die Menschen sollten Kraft finden durchzuhalten, in aller Anfechtung.

In der Lesung vorhin haben wir schon die ersten Verse aus dem Petrusbrief gehört, Ihr Verhalten wird gelobt, ihnen wird versprochen, dass nach der Anfechtung  Freude kommt, dass es sich lohnt durchzuhalten,  in der Verheißung zu leben, dass die Freude zu ihnen kommen wird und dass sie Wiedergeboren sind zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Jetzt könnte man sagen, wir sind hier bei uns nicht verfolgt, wir dürfen unseren Glauben leben, meistens passiert gar nichts, wenn wir über unseren Glauben reden, vielleicht werden wir mal belächelt,  aber es ist auch bei uns schon lange nicht mehr selbstverständlich, dass Menschen an Gott glauben, Kirchenaustritte sind an der Tagesordnung,  und unsere christlichen Werte stehen gerade zur Disposition in der Gesellschaft. Sich um die Bedürftigen zu kümmern, zu teilen, all das ist nicht mehr selbstverständlich.

Es lohnt sich also genau hinzuschauen, ob das was den Christen damals geschrieben wurde auch für uns gut ist.  

Umgürtet eure Lenden, steht da, naja, das sagt heute kein Mensch mehr, was ist damit gemeint?  Umgürtet eure Lenden. Bereit sein, die Kleider zusammenzuschnüren, um loszulaufen, um einsatzfähig zu sein, sich nicht dem Nichts Tun hingeben.

Zum Aufbruch bereit. Unser Text spielt damit auf den Aufbruch aus Ägypten an. Bei den Israeliten war es die Befreiung aus der Sklaverei. Die Israeliten hatten sich auch eingerichtet, es war normal, dass sie Sklaven waren. Die Lenden umgürten bedeutete damals, bereit zu sein, jederzeit aufbrechen zu können.

Sich von dem zu befreien, was oder wer einen gefangen hält. Sich auf den Weg machen, vorbereitet sein auf zu neuen Ufern.

sich nicht mehr zufrieden geben mit dem was nicht gut ist aber schon normal geworden ist. Nicht stillstehen und sich arrangieren.

Für uns könnte das umgürtet eure Lenden heißen, sei bereit, etwas Neues in deinem Leben auszuprobieren.

Wenn dich Angst quält, sei bereit mutig zu werden, wenn du gekränkt bist, sei bereit loszulassen.

Wenn du zu Unrecht immer schweigst, mach den Mund auf.

Wenn dich Sorgen quälen, fang zu beten an.

  1. Umgürtet eure Lenden.  Heißt, wagt den Aufbruch

 

Der zweite Aspekt: Seid nüchtern und stärkt euren Verstand.

Allzu oft lassen wir uns von unseren Gefühlen leiten, Wut Angst Sorge, wir können die Dinge nicht mehr mit klarem Verstand sehen und beurteilen wir können nur noch agieren.

Da hat mich jemand verletzt und ich kann gar nicht mehr aufhören, darüber nachzudenken. Immer wieder geht es mir durch den Kopf und mein Leben kreist sich nur noch darum.

Seid nüchtern, meint dabei nicht, seid gefühllos, tut so als würde es euch nichts ausmachen, es meint, lasst euch nicht davon bestimmen, betrachtet die Dinge mit Abstand und handelt dann.  

Das könnte bedeuten, dass wir unser Handeln und Tun nicht von unserer Angst, von unserer Lust unseren Sorgen unserem Bedürfnis nach Anerkennung bestimmen lassen, sondern mit Besonnenheit die Dinge betrachten.

Und 3.

Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die wir durch Christus haben.

In einer Zeit, in der Kriege, Umweltkatastrohen, steigende Energiekosten und ein wachsender Egoismus auf unserer Welt umgreift, ist genau diese Hoffnung gefragt.

Albert Schweizer hat einmal gesagt, Hoffnung ist Kraft. Es ist so viel Energie in der Welt, wie Hoffnung drin ist.

Uns wird eine lebendige Hoffnung zugetraut, eine Kraft, die in Krisen nicht nur standhält, sondern die auch ausstrahlt. Die Mutlosigkeit wird weggefegt. Diese Hoffnung müssen und dürfen wir praktizieren.

Sie ist positives Denken, die die Augen verschließt, sie ist Hoffnung, die auf Gott gegründet ist.

Diese Hoffnung erkennt an, dass wir alleine nicht in der Lage sind, die Welt zu verändern, aber wenn unsere Hoffnung auf Gott gegründet ist, dann bedeutet das, für uns ganz privat, dass Gott all unser nüchtern betrachtetes Scheitern nimmt und uns rettet, weil wir durch ihn heilig werden.

Und auch für die Welt dürfen wir diese Hoffnung glauben.

Wenn wir an diese lebendige Hoffnung glauben und ihr vertrauen, dann bekommen wir Zugang zu einer grundlegenden Freude am Leben. Diese lebensbejahende Hoffnung macht es möglich, auch in bedrohlichen Zeiten nüchtern zu bleiben und mit Freude den Aufbruch in ein Leben mit und bei Gott zu wagen.

Und ich schließe mit den Worten von Lothar Zanetti

Menschen,

die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.

Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.

Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht
 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.